A.S. La Jeunesse d'Esch

Die Kugel ist gerollt, und jetzt sind nur noch vier Clubs im Rennen um die zweitwichtigste der ganzen wichtigen Trophäen, die man im luxemburgisch/-belgischen Torrausch-Kosmos so erringen kann. Einer der Vereine ist Titelverteidiger Jeunesse Esch unter Coach Kollerpoler. Interviewanfragen lehnte der Guteste ab. So muss also die Postille das Geschehen selbst analysieren. Wie so oft, zeigte sich die Jeunesse als heimstark in diesem Bewerb (6 Spiele, 6 Siege, 22:3 Tore). Auswärts hingegen tobten die Escher nur selten verheißungsvoll über die grüne Wiese (6 Spiele, 6 Niederlagen, 3:20 Treffer). Der Unterschied zum Ligageschehen erscheint marginal. Und der Kontrahent aus dem fernen Belgien? Standard hat zu Hause noch nicht einmal einen Gegentreffer und bei 19:0 Toren jedes Spiel gewonnen. Auswärts gab es bei 5:19 Toren immerhin ein Remis. Insofern scheinen die Lüttich-Leute der Favorit zu sein, denn auswärts gibt es nicht immer auf den Sack.

Das Pokalfinale steht an. Das Finale? Das Finale. Und wenn man das Wort noch einige Male mehr schreibt, dann steht es noch öfters dort. Wer hätte das gedacht?
Auf jeden Fall duelliert sich die Jeunesse aus dem beschaulichen Esch an der Alzette im Endspiel, das sich auch Finale nennen lässt, mit der Truppe aus Eupen. Das Team von Petersolis, das noch alle Chancen auf das Double besitzt, sollte favorisiert sein, schließlich findet das Finale nicht in Esch statt. Vier Duelle gab es im Pokal bereits, jedes Team siegte zu Hause 3:0 und 5:0, um sich auswärts mit den selben Resultaten besiegen zu lassen. Ähnlich war es in der Liga, nur dass dort auch mal ein 1:0 dazwischen war. In der Summe aber haben die Eupener die bessere Spielzeit absolviert und gehen daher als Favorit in das Finale (endlich mal wieder dieses Wort). Auf ein jubiloses Finish!

Die Finalspiele stehen an im Cofidis Cup. Gegner der Jeunesse ist Royal Union Saint-Gilloise. So viele Wörter, und doch nur eine Mannschaft. Beeindruckend. Für die Jeunesse könnte es möglich sein, das erste Mal seit 15 Jahren mal wieder eine Trophäe zu erringen. Nicht weniger als sieben Pokalsiege stehen zwar bereits in den Escher Vitrinen, doch der letzte ist halt eine ganze Weile her. Traditionsclub eben. Beim Kontrahenten ist der Pokalschrank noch leer - aber aus Sicht der Jeunesse kann das auch gerne noch eine Weile so bleiben. Die Nummer 1 der ewigen Tabelle trifft auf die Nummer 30 - und nicht nur die Tradition spricht für die Jeunesse, sondern auch die konditionellen Reserven. Alles sieht gut aus also? So ist es zu hoffen. Darum allez, Jeunesse, allez! Sammelt euch die Trophäe!

Die Jeunesse gegen Hostert, das Halbfinale des Cofidis Cups liefert ein Derby voller Luxemburger Lokalkolorit. Die beiden formstärksten Clubs im Wettbewerb duellieren sich in der Runde der letzten 4, nachdem in unfassbar vielen Matches zuvor im Schneckentempo aussortiert worden war. Jetzt geht das Tempo ratzefatz nach oben. Was aber soll im Halbfinale geschehen? Das eine Team peilt das Double an, das andere kann allenfalls im Pokalwettbewerb noch den Blick auf die Silberware werfen. Von daher heißt es, Daumen drücken und holla die Waldfee und ab dafür. Wenn man einen Pokal haben will, muss es im Halbfinale also wundervoll gelingen, damit man einen Finaleinzug begießen kann. Und ohne einen solchen besteht natürlich keine Chance, am Ende eine Trophäe zu erringen. Und der letzte Pokalsieg ist immerhin 15 Spielzeiten her. Eine Ewigkeit im belgisch-luxemburgischen PbeM-Fußball!

Eiin rein luxemburgisches Endspiel um den Cofidis Cup, der Welt schönste Pokaltrophäe im lokalen Rahmen. Was kann es schöneres geben als ein mit Lokalkolorit gesprenkteltes Endspiel um diese Auszeichnung?
Finalgegner Differdange mit Coach harry tripoteur wird allerdings ähnliche Gedanken in sich tragen (und in seinem Herzen bewegen, es ist ja die Zeit dafür) - was es nützt, wird sich also erst in der Zukunft zeigen, wenn auch nicht in der allzu fernen. Ein Sieg, eine Niederlage - das etwas davon nach 90 oder 120 Minuten geschehen wird, ist, das muss man sagen, wohl hochgradig unwahrscheinlich. Die Lotterie des Elfmeterschießens, das Glücksspiel vom Punkt, bei dem Schicksale auf ewig zementiert werden (man frage nach bei Stuart Pearce, bei Uli Hoeneß und dem Belgrader Nachthimmel, bei dem stolzen Andi Möller als Konter von Gareth Southgate, the whole of England was with him, bei Antonin Panenka, bei Roberto Baggio - wenn die Liste nicht so endlos wäre, man könnte sie bis zum Ende niederschreiben...), sie muss also entscheiden. Die Münze ist geworfen, die Daumen sind gedrückt.

Cofidis Cup. Mal wieder sind Teams im KO-System unterwegs, zumindest nach Abschluss der Gruppenphase, und mal wieder heißt es Hopp oder Topp. In einem Torkontingentspiel ist das immer eine wunderliche Sache, denn das Sparen ist nur als Hochrisikooption verfügbar. Soll man sich also trotzdem Treffer für eine nächste Runde aufsparen? In diesem Fall minimiert man seine Chancen, diese nächste Runde überhaupt zu erreichen. Ein Dilemma. Die Jeunesse ist sich daher auch nicht sicher, wie man taktisch vorzugehen hat. Attacke nach vorn oder Safety first? Eine Endspielteilnahme wäre verführerisch - aber auf Kosten der Siegchancen in einem Endspiel? Es ist eine schwierige Sache und es wird wohl erst in allerletzter Sekunde eine Entscheidung zu erwarten sein, welche Taktik gewählt wird. Hauptsache ist, dass ein Erfolg am Horizont zu erahnen ist!

Auf die Siegchancen seiner Eleven angesprochen war Kollerpoler in dieser Woche unentschlossen unterwegs: "Ich glaube, wir steuern auf ein Unentschieden zu. Wenn man mir ein Milliönchen zuschustern würde, würde ich das auf ein 1:1 setzen, zumindest mal nach 90 Minuten. Aber ich bin ja ein offiziell am Spiel Beteilgter, daher darf ich gar nicht wetten. So eine Schande!"
Der Trainer also ist von einem Unentschieden überzeugt. Und da kommt das Problem ins Spiel, das derartige Resultate in Pokalfinals haben: Man kann sie nicht dulden. Ein Unentschieden in einer finalen KO-System-Begegnung um eine Trophäe, das geht ja nicht. Also müsste dann eine Verlängerung herhalten. Und vielleicht gar ein Elfmeterschießen - das ist zwar nicht die größte Freude der Menschheitsgeschichte, aber ein Schicksal, das man tragen muss. Eine 50%-Siegchance ist immerhin besser als ein feststehendes Desaster. Also: Glückauf, Jeunesse! Schieße Elfmeter, wie du es nie zuvor getan hast!

Das Halbfinale also steht an. Noch drei Spiele in zwei Runden sind es für den späteren Titelträger bis zum Tragen der Trophäe. Viele Worte mit T? Definitiv. In "Cofidis Cup" kommt der Buchstabe T hingegen gar nicht vor. Was ist denn da los? Ist das ein schlechtes Omen oder nur die berüchtigte Regression zur Mitte? Wenn es letztere sein sollte, kann auch die Jeunesse hoffen, dass es Jahren der traurigen Stagnation in den Niederungen der Torrausch-Welt endlich mal wieder aufwärts geht, denn ein Positivausreißer ist wahrlich mal wieder fällig. In der Liga war das ja schon überraschend gut (und das in einem der wenigen journalismusfreien Jahre... sollte man sich da seine Gedanken machen?), der Pokal ist dann ja wohl dafür prädestiniert, die Positivsaison zu veredeln. Viva Pokal? Auf jeden Fall ist ein "We want the Cup" schon mal anstimmenswert.

Ein Wellental der Emotionen st der Cofidis Cup in diesem Jahr für die Jeunesse aus Esch. Schon in der Vorrunde ging es auf und ab... und jetzt erst recht. Mit einem traurigen TK ins Viertelfinale gestartet (traurig), dann verhalten gesetzt, denn wie sonst könnte man noch eine Chance auf den Titel haben? (pessimistisch)
Dann, oh Wunder, beschließt der Viertelfinalgegner lieber die gute Luft der Berge und des Strandes zu genießen als gegen uns anzutreten. Zack, schwemmt einen das Schicksal ins Halbfinale (und das mit einem sehr guten Resttorkonto ->euphorisch). Es folgt dann aber die Auslosung der Halbfinalpartien, in denen auch Ostende dabei ist, das sich von vornherein als konditionell auf dem Zahnfleisch herumkrauchendes Team stilisiert und daher wohl nur Steigbügelhalter fürs Finale ist. Anderlecht zieht Ostende und damit wohl auch den Pokalsieg, wenn nichts völlig Aberwitziges auf der Zielgeraden mehr passiert. Zack, Depression. Wir werden sehen, was die Liga am Ende noch bringt, aber es sieht damit wohl schlecht aus für ein erneutes Auftauchen der Jeunesse in Europa.

Eine enge Kiste im Halbfinale - die Jeunesse hat es tatsächlich geschafft und steht jetzt im Endspiel des Cofidis Cups. Ein Lichtblick im faden Leistungsgrau der letzten Jahre. Ob es aber zu mehr reicht als zu einem Aufflackern alter Stärke, scheint fraglich. Auf der anderen Seite steht im Endspiel immerhin der frischgebackene Titelträger aus Anderlecht mit dem routinierten Trainer Mister X, der eine sehr gute Saison noch mit dem krönenden Abschluss veredeln möchte. Die Favoritenrolle dürfte damit klar verteilt sein - die Frage, die bleibt, ist, ob die Luxemburger in diesem Finale zu einer verblüffenden Hochform auflaufen und den Kontrahenten tatsächlich ärgern können. Es muss vermutlich alles passen und auch Fortuna der Jeunesse hold sein, damit man eine reale Chance auf einen mit dem Finalsieg verbundenen Titelgewinn hat... Und Fortuna war zuletzt ja nicht eben der Freund der Jeunesse.