Standard de Liège

Mit einer Hauptrunde und einer neuen Zwischenrunde wurden die Mannschaften in Belgien und Luxemburg zur neuen Saison im Cofidis Cup beglückt. Ob dieses Aufblähen des Kalender mehr Spannung erzeugt bleibt vorerst aber abzuwarten oder es ist eine Garantie für die Vollauslastung der medizinischen Abteilungen ob der Überbeanspruchung der Spieler.

Dass sich der Antwerper Trainer letzte Saison über den alten Modus beklagend nun zur neuen Saison zurückgezogen hat dürfte hierbei eine belustigende Anekdote sein.

Nach dem letzten verlorenen Pokalfinale im ewigen Duell mit Anderlecht gilt für Standard Lüttich einst weilen, dass man sich im Pokal wieder von Partie zu Partie hangelt um am Ende vielleicht doch den Pokal (der letzte Pokaltitel datiert immerhin aus Saison 2011-3) an die Maas zu holen. In der letzten Pokalsaison hatten die wenigsten nach der durchwachsenen Gruppenphase mit einem Durchmarsch in das Finale gerechnet.

Die Herzen der Fans in Anderlecht und Lüttich überschlugen sich, als kurz vor Schlusspfiff Standard Lüttich noch den 2:0 Auswärtstreffer erzielte und das favorisierte Antwerpen im Halbfinale bezwingen konnte. Somit steht in dieser Pokalsaison das ewige Duell zwischen zwei Traditionsmannschaften an, welche schon länger unter dem Radar fliegen und schon jahrelang auf einen Titel warten. Nach einer durchwachsenen Qualifikationsrunde für beide Mannschaften war dieses Finale sicher nicht zu erwarten. Zusätzlich könnten sich beide auch zum Doppelchampion krönen, wenn im Saisonfinale die Würfel jeweils richtig fallen, was die Motivation nochmals in die Höhe treibt.

Zwar geht Anderlecht als Favorit in das Finale, aber das Lütticher Jugend-forscht-Projekt ist ob der Erfolge im Viertel- und Halbfinale über Westerlo und Antwerpen sicherlich auch im Finale für eine Überraschung gut.

Nachdem man Dank einer starken Auswärtsleistung den KVC Westerlo im Viertelfinale überwinden konnte geht es im Halbfinale nunmehr in die Diamantenhauptstadt Antwerpen. Ein Aufsteiger mit Ambitionen auf dem
Weg zum Überraschungscoup im Cofidis Cup? Möglich scheint in dieser
Saison alles nachdem die Abonnementsieger Hostert und Westerlo bereits in der Qualifikationsphase beziehungsweise nun im Viertelfinale ausgeschieden sind.

Standard Lüttich blieb seiner unorthodoxen Strategie treu und schickte die Junioren gegen Westerlo auf das Feld, welche sechsfach einnetzen konnten und trotz dem stetigen Druck der gegnerischen Profis die Nerven behielten.

Die Nerven muss nun auch der Gegner in Antwerpen im Halbfinale behalten, denn der ziemlich sichere mögliche Finalgegner aus Anderlecht wird sich gegen seinen Gegner Eupen kaum eine Blöße geben und kann als Favorit auf den Pokalsieg angesehen werden.

Nachdem man sich in Lüttich nach einigen durchwachsenen Ergebnissen in der Hauptrunde des Pokal doch noch für das Viertelfinale qualifizieren konnte steht nun direkt das Duell gegen den mehrmaligen Meister und Pokalsieger Westerlo an. Die kolportierte Ausrichtung auf die Meisterschaft und damit der Einsatz vieler Jugendspieler im Cofidis Cup hat somit trotz vielem Stirnrunzeln zu einem ersten Erfolg für Trainer AnSchu geführt.

Nachdem man in der Liga nach schweren Wochen zwar die Tabellenführung verteidigen, aber sukzessive Punkte liegen lassen musste stellt sich nun für den neutralen Beobachter die Frage ob diese Taktik nunmehr umgestellt wird um vielleicht doch im Pokal einen internationalen Startplatz ergattern zu können.

Sollte man gegen Westerlo weiterkommen steht im Halbfinale direkt das nächste schwere Duell gegen Ensch oder Antwerpen an – zwei Mannschaften, welche taktisch traditionell schwer einzuordnen sind.

Der Cofidis Cup macht seiner Rolle als schwerer Pokalwettbewerb einmal mehr alle Ehre, denn auch wenn die Tabelle der Gruppenphase suggerieren könnte, dass erste Entscheidungen gefallen sind bleibt es spannend welches Team den Sprung über den Strich schafft.

Die im oberen Drittel platzierten Mannschaften haben sich eventuell schon verausgabt und werden noch durchgereicht, aber am überraschendsten ist derzeit wohl die Platzierung des Cup-Verteidiger US Hostert. Ob hier noch eine Wiedergeburt an den letzten sechs Spieltagen zu sehen ist? Bei fünf Punkten Rückstand auf den Achten Standard Lüttich ist sicher noch alles möglich und die Trainerin Wendy ist mit drei Pokalsiegen in den letzten vier Spielzeiten trotz der schwierigen Ausgangslage weiterhin ein Favorit.

Bei Standard Lüttich sieht es derzeit eher aus, als ob Trainer AnSchu sein komplette Aufmerksamkeit auf das Ligageschehen lenkt und den Pokalwettbewerb als Spaßveranstaltung interpretiert um Nachwuchsspieler zu testen.

Plan aufgegangen könnte man den letzten Spieltag in der Gruppenphase des Cofidis Cup für Standard Lüttich überschreiben. Mit dem knappen 1:0 Auswärtssieg gegen KRC Genk und der Schützenhilfe in den anderen Partien liegt mit dem dritten Platz eine vermeintlich gute Ausgangsposition vor, aber eben gegen jenen KRC Genk geht es nun auch in den beiden kommenden Viertelfinalspielen.

Kurz nach dem Ende der Gruppenphase geisterten bereits die Gerüchte durch die Gazetten, dass die Genker Vereinsführung ob der desolaten Lage in der Liga im Pokal die Saison noch retten will und für die KO-Runden kurzfristig den Interimstrainer Mythos1904 verpflichtet hat. Der Lütticher Trainer AnSchu ist ob dieser Entwicklung wenig erfreut wie man hört.

„Wenn man sich die letzte Pokalsaison ansieht ging dort Genk auch mit einem Interimstrainer in die KO-Runde und hat im Viertelfinale eine Harakiri-Taktik angewendet. Für das weiterkommen hatte es dort gereicht, aber man hatte als Preis alle Körner für die weiteren Partien verschossen. Im Ergebnis ist dann Hostert relativ ungefährdet Pokalsieger geworden“.

Während in der belgischen Liga Standard Lüttich in den letzten Wochen deutlich an Boden verloren hat und das selbst gesteckte Ziel des oberen Tabellendrittel sich immer weiter entfernt, kann man im taktisch anspruchsvolleren Pokalbetrieb weiter von allen Möglichkeiten träumen. Nachdem man bei sechs ausstehenden Spielen neun Punkte Vorsprung auf den Platz über dem Strich hat scheint das Erreichen der KO-Runde möglich.

Vermutlich als wettbewerbsverzerrend wird sich das weiterhin vom Co-Trainer trainierte Genk erweisen, da hier die Körner verschossen sind und der erste Platz wohl bereits am nächsten Spieltag Makulatur sein dürfte. Glücklich dürfen sich jene Mannschaften schätzen, welche jetzt noch gegen Genk antreten dürfen und alle anderen dürfen sich mit knirschenden Zähnen fragen ob der Modus für den Pokalbetrieb gerecht ist.

Grüßt man in der Liga weiterhin von oben sind die bisherigen Ergebnisse in der Gruppenphase des belgischen Pokal eher eine Saure-Gurken-Zeit und Lüttich befindet sich aktuell im Niemandsland der Tabelle. Drei Heimsiegen stehen drei Auswärtsniederlagen gegenüber und der sonst so gerühmte Sturm zeigt im Pokalwettbewerb erste Abnutzungserscheinungen. Ist die Doppelbelastung für den Aufsteiger doch am Ende das Zünglein an der Waage für eine insgesamt erfolgreiche Saison und die hochgesteckten Ziele der Vorstandsetage? Wäre am Ende ein Ausscheiden aus dem Pokal für die Konzentration auf die Liga am Ende vielleicht sogar förderlicher? Die Scheichmillionen anderer belgischer Vereine lassen sich auf Dauer nur durch Zusatzeinnahmen aus dem internationalen Wettbewerb aufholen um eine finanzielle Zweiteilung der Liga zu verhindern.

Nachdem man in Lüttich derzeit in der Jupiler Pro League den Platz an der Sonne inne hat steht nun die nächste Runde im Cofidis Cup auf dem Programm. Nach zwei souverän gelösten Aufgaben in der ersten Runde scheint die Ausgangslage gut sich einen Platz unter den ersten Acht in der Qualifikationsphase zu sichern, aber mit zwei schweren Auswärtsspielen in Eupen und Anderlecht wird sich beweisen müssen ob auch der Pokal den Lütticher Spielern liegt. Apropos Anderlecht … in der Liga zuhause und im Pokal auswärts wird diese Runde jeweils ganz im Zeichen des belgischen Klassikers stehen. Bleibt abzuwarten ob man auch in Anderlecht mit einer aggressiven Spielweise punkten und sowohl hier wie dort jubeln kann.

Im Pokal ist bekanntlich alles möglich, aber in den letzten Spielzeiten konnten sich mit Hostert und Westerlo als Titelträger nur zwei Verein mit ihren Trainern hervortun.

Zweifelslos machen Wendy und Bender bei ihrem jeweiligen Verein in den letzten Jahren viel richtig – nicht umsonst spielen beide gefühlt die Meisterschaft und den Pokal unter sich aus. Nichts desto trotz ist sind die Bedingungen im Pokal anders als im täglichen Ligabetrieb, da sich hier Fehler schneller auswirken bzw. kaum korrigiert werden können.

Nachdem in Gent die Medizinbälle das Maß aller Dinge waren scheint der neue Trainer AnSchu in Lüttich andere Schwerpunkte setzen zu wollen:

„Der Pokal ist der schnellste Weg ins internationale Geschäft und nachdem ich mit den Jungs in der Saisonvorbereitung auch intensiv Elfmeterschießen geübt habe, wäre es doch schade, wenn wir das Geübte nicht in der KO-Phase nutzen könnten. Insofern ist unser Minimalziel als Aufsteiger auch im Pokal eine gute Platzierung.“