Zeitung (2012-2)

Gerüchte. Ohne Pause wogen Halbwahrheiten, Vermutungen und auf dünner Faktenlage beruhende Aussagen durch den spärlichen Luxemburger Blätterwald. Angeblich soll KAA Gent, seines Zeichens Tabellenzweiter und aussichtsreichster Verfolger der Jeunesse Esch-Coach Kollerpoler ein unmoralisches Angebot gemacht haben. Eine Verdreifachung des Gehaltes (mindestens, so hört man), eine Versechsfachung des Transferbudgets (mit Luft nach oben so weit das Auge reicht) und sportliche Perspektive von hier bis zum Horizont und noch mindestens viel weiter - all das steht angeblich auf dem Angebotszettel. Kollerpoler zitiert bislang halbherzig. "Es gab keinen Kontakt zu Gent. Stand jetzt kann ich sagen, dass ich sehr glücklich bin in Esch. Es hat selten zuvor soviel Spaß gemacht, bei der Jeunesse zu arbeiten. Aber ich bin bereits seit 11 Jahren hier, darum weiß ich, dass der Fußball ein sehr schnelllebiges Geschäft ist. Ich möchte jetzt keine Aussage machen, die ich in ein paar Tagen oder Wochen vielleicht wieder revidieren muss." Störfeuer aus der belgischen Presse oder wahre Worte? Was ist dran an den Gerüchten, die nun durch die Medien dringen? Die Esch-Anhänger vermuten ein von Gent-Trainer deVilde gezielt geplantes Störmanöver, um die Konzentration auf der Zielgeraden zu stören. Wahrheit? Lüge? Die Zeit wird es zeigen. Und warum gibt es ein klares Dementi? Ist es nur, um die Mannschaft aus dem medialen Visier zu nehmen, die den ersten Ligatitel seit 2005 im Visier zu haben scheint? Oder haben die Gerüchte einen wahren Kern?

Standard Lüttich hat 2 der letzten 3 Spiele gewonnen. Beim Team von Trainer Frank-Oliver, auch Olitor genannt, gab es ein deutliches 4:2 und im Heimspiel gegen Düdelingen konnte man mit 3:2 knapp die Oberhand behalten. Beim aktuellen Leader Jeunesse Esch ging man dann sang- und klanglos 0:3 unter! War es die richtige Maßnahme, im Spiel gegen Mechelen anstatt gegen Esch auf Sieg zu setzen? So langsam kommen einen die Zweifel. Denn wenn man anstatt gegen Mechelen bei Jeunesse Esch gewonnen hätte, wäre der Abstand auf den Tabellenführer „nur“ noch 5 Punkte gewesen. So aber sind es weiterhin 8 Punkte und die Liga hadert. Andrerseits wäre Mechelen dann Zweiter statt Siebter geworden. Was will der Chronist damit sagen? Die Liga ist genauso spannend wie letzte Saison und es wird vielleicht eine Entscheidung mit Fotofinish geben, wenn, ja wenn KAA Gent am kommenden Spieltag gegen Esch gewinnt. Daran haben wir allerdings keinen Zweifel. Und zu gönnen wäre Herrn deVilde endlich ein großer Titel. Wim, go for the Cup!

Lange Zeit sah es so aus, als ob Standard Lüttich um den Klassenerhalt kämpfen muß. Spätestens seit dem letzten Wochenende ist wohl auch diese Gefahr gebannt. Denn endlich konnte auch mal auswärts gepunktet werden. Bei RFC Union Luxembourg gab es ein ungefährdetes 3:1. Danach aber fiel das Team wieder in die unerklärliche Lethargie der Vorrunde. Bei Gent wurde die einkalkulierte Niederlage hingenommen und zu aller Überraschung mußte beim 2:2 gegen St.Truiden zuhause ein Punkt abgegeben werden. Das war nun schon das 4.Spiel! Müßig zu erwähnen, daß Lüttich neben Esch das Team ist, was zuhause die meisten Gegentore kassiert. Da ist noch Potential für Verbesserung!

In gut 2 Wochen beginnt dann für Lüttich auch der Ernst des Lebens in der Champions League. Bislang konnte bei 2 Teilnahmen zweimal das Viertelfinale erreicht werden. Diesmal muß unser Team erst in der Hauptrunde eingreifen. Hier heißen die Gegner dann Falkirk FC, Banik Ostrava und Luch-Energiya Vladivostok. Insbesondere auf letztere freuen wir uns, denn dort waren wir noch nie!

Die nächsten Liga-Aufgaben: (A) Mechelen (H) Düdelingen (A) Esch

Weiträumige Blicke schweifen von der Offiziellenempore durch die Massen (will sagen, so um die zwei) der anwesenden Journalisten, die die völlig überraschende Tabellenführung der Jeunesse als Thema in ihr Anzeigenblättchen aufnehmen wollen. Fußball ist eben kein großes Thema in Luxemburg. Immerhin hat man es so nicht so schwer, sich einen Sitzplatz zu sichern. Kein Gedränge auf der Pressekonferenz, jeder kann alle seine Fragen loswerden - man muss ja auch mal die positiven Seiten der medialen Ignoranz sehen. Die Antworten hallen aber dennoch unangenehm lange durch den Raum, der durch seine Akustik deutlich unterstreicht, dass er für größere Zuschauer- und Zuhörerzahlen ausgelegt ist. Trainer Kollerpoler gab aber auch nichts von sich, was in irgendeiner Weise außergewöhnlich gewesen wäre. Phrasendrescherei gab es zu hören. "Wir blicken nach vorne. Die Tabellenführung interessiert uns jetzt nicht. Wir schauen erst im Mai auf die Tabelle." Jede Menge inhaltsfreies Geblubber also in der Pressekonferenz. Da werden nächstes Mal auch nicht mehr Pressemenschen kommen. Aber ist das wirklich ein Verlust?

für den KV Mechelen und es ist gar nicht so weit nach Europa...
Der Spieltag begann mit einem für Auswärtsspiele des KVM typischen Ergebnis, denn mit 0:2 unterlag man beim KAA Gent, einem direkten Konkurrenten um die europäischen Plätze. Im folgenden Heimspiel gegen den FC Antwerpen musste das Team alles geben, um die weiße Weste auf heimischen Platz zu retten. Damit wurde ein direkter Mitstreiter um Europa auf Distanz gehalten. Und dann geschah ein Faszinosum: Der KVM holte erneut einen Auswärtspunkt. Ein 1:1 beim RFC Union Luxembourg war der zweite !!! Auswärtspunkt in dieser Saison.
Am kommenden Spieltag wird es allerdings nicht wesentlich leichter, denn im ersten Heimspiel wird Standard Lüttich erwartet, bevor das Team zum KAA Gent reisen muss, um abschließend St. Truiden V.V. zu erwarten.
Sollte danach noch Platz 3 in Reichweite sein, wird das Saisonziel vielleicht noch einmal überdacht.

Standard Lüttich nimmt momentan den besten Platz in dieser Saison ein. Rang 5 ist es, der zumindest zum Schnuppern an den europäischen Fleischtöpfen berechtigt. Sogar ein Auswärtssieg ist in dieser Runde rausgesprungen und der war mit 3:1 gegen Düdelingen recht komfortabel. Unerfreulich, da mit Pech behaftet, dann das 0:1 bei Anderlecht. Als alles nach einem 0:0 aussah und sich beide Teams praktisch damit abgefunden hatten, kassierte Lüttich in der 91.Minute doch noch den unglücklichen Rückstand. Angepfiffen wurde erst gar nicht mehr, obwohl der Schiri vorher noch 4 Finger in die Luft gehalten hatte. Zum Abschluß gab es dann noch ein 3:1 gegen den Tabellenletzten aus Grevenmacher. Warum hat das Team eigentlich keinen französisch klingenden Namen? Egal, Karl. Schaunmermal, was unser Team in den nächsten 3 Spielen gegen Union Luxemburg, Gent und St.Truiden reißen kann...

Novemberregen begrüßt Belgiens und Luxemburgs Fußballer zum Rückrundenauftakt. Nasskaltes Wetter vor den Türen und Fenstern lädt Fans und Freunde der Clubs nicht unbedingt ein, voller Elan und Enthuasiasmus zu den Spielen zu kommen, um ihren Clubs die verdiente Unterstützung angedeihen zu lassen. Novembersonne würde man sich wünschen, die das goldene Herbstlaub strahlen lässt und einlädt, sich in Wald und Flur an den Schauspielen der Natur zu erfreuen. Ist dann noch das Stadion im Wald, so dass es nicht nur warm und angenehm ist, sondern man außerdem noch dem Spiel des Laubes im Wind zusehen kann, wenn das Spiel des Balles gerade einmal nicht so spannend oder gar in der Halbzeitpause ist - ein Blick zu den luftigen Wipfeln hinter der Tribüne könnte reichen! -, kann gerade der November auch ein Quell der reinsten Freude sein. Aber bislang beschert der November den Belgiern noch wenig wetterliche Freude, so dass die Konzentration auf dem Platz bleibt. An und für sich ist das zwar nicht schlecht, aber der Spaß könnte auf der Strecke bleiben, zu verbissen könnte man sich in seine Aufgabe verbeißen, wenn der Abwechslung wenig ist. Spaß ist aber wichtig! Darum: Es wird Zeit für Novembersonne!

7 Punkte aus drei Spielen stellen für den KVM eine tolle Ausbeute dar, zumal sich in den Heimspielen wieder keine Blöße gegeben wurde und das Team bei den Erfolgen gegen CS Grevenmacher und das Top-Team St. Truiden V.V. nicht einmal ein Gegentor kassierten. Und überraschenderweise konnte dieses Mal sogar auswärts ein Punkt bei RFC Union Luxenbourg eingefahren werden. Das bedeutet in der Tabelle jetzt Platz 4 mit Tuchfühlung zu einem internationalen Startplatz.
Allerdings stehen schwere Aufgaben an. Zunächst geht es zur KAA Gent, anschließend empfängt der KVM den FC Antwerpen und im dritten Spiel des Spieltages bei der RFC Union Luxembourg zu gastieren.
Wenn dann noch der vierte Platz vom KVM belegt wird, dann wird es interessant!

Man muß es in aller Deutlichkeit sagen: Standard Lüttich ist in dieser Saison im Mittelmaß angekommen. Nur noch wenig ist von der Entschlossenheit der letzten Saison zu spüren, als man um seine Titelchancen kämpfte. Aber vielleicht ist auch die Luft raus nach 3 sehr guten Saisons als man Meisterschaft und Pokal holte und in der Champions League zweimal ins Viertelfinale kam. Und was noch dazu kommt, die belgische Liga ist wieder mit hervorragenden Trainern besetzt im Gegensatz zur den letzten Spielzeiten, wo keiner nach Belgien wollte. Nach Abschluß der Hinrunde steht das Lüttich-Team nur auf Platz 8, sechs Punkte hinter dem Überraschungs-Tabellenführer und 6 Punkte vor einem Abstiegsplatz. Die nächsten Wochen werden zeigen, wo die Reise hingeht, sowohl für das Team als auch für den Trainer.

"Hast du schon gehört? Wir sind die Jäger. Das hab ich in der Zeitung gelesen!" Das Wort geht um in den Reihen der Jeunesse, die von der hiesigen Sportpresse als Jäger bezeichnet worden war. Trainer Kollerpoler reagierte darauf mit einer spontanen Aktion: Das Training wurde für einen Tag ausgesetzt, stattdessen ging es in den Wald. Mit bloßen Händen sollte alles Erjagbare aufgespürt werden, und ersammelt, was ersammelbar. Für einen echten Luxemburger Naturburschen ist das natürlich ein großer Spaß. Statt sich mit Medizinball und Gummiband über Rasenvierecke zu quälen endlich mal wieder tiefenentspannt im Dreck spielen, im Laub nach Steinpilzen wühlen und vielleicht ein kleines Eichhörnchen fangen! Kindliche Freude kommt auf. Und der Verzicht auf technische Hilfsmittel, der allem Großwild das Leben rettet, dürfte dafür sorgen, dass das Improvisationstalent der Fußballtruppe verbessert wird - ein Handwerkszeug, das auch auf dem Platz nützlich ist. Wenn beim nächsten Mal ein Gegenspieler blutgrätschend herangeflogen kommt und von links und rechts die Pfiffe des Publikums auf uns niederprasseln, ist die Gelassenheit einfach den Haken zu machen, den Pass durchzustecken oder die Situation auf beliebig kreative Weise zu lösen. Es kann nur gut werden.